Architektonische Entdeckungen rund um Müncheberg
Das Land Lebus gehört zu den weniger bekannten Ausflugszielen im Berliner Umland, obwohl es mit den Regionalzügen Berlin–Küstrin und Berlin–Frankfurt/Oder sehr gut erreichbar ist. Grund genug für eine Erkundungstour, die mich heute in den nördlichen Teil dieser Region, in die Umgebung von Müncheberg führen soll.
Ich starte am etwas außerhalb der Stadt gelegenen Bahnhof Müncheberg und fahre von dort zunächst Richtung Stadtzentrum. Auf dem Weg dorthin passiere ich das Institut für Agrarlandschaftsforschung und einen größeren Siedlungsbereich, der noch außerhalb der Stadtmauer liegt.
Die Stadt Müncheberg ist zwar von einer historischen, 1800 Meter langen Stadtmauer umgeben, das Innere der Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg jedoch fast vollständig zerstört und ist größtenteils von Plattenbauarchitektur geprägt. Architektonisch interessant ist vor allem die von Karl Friedrich Schinkel gestaltete Stadtpfarrkirche St. Marien, die mit einem Durchgang versehen ist.
Erwähnenswert ist auch der Küstriner Torturm am östlichen Ende der Altstadt. Am Turm befindet sich die grausam anmutende Inschrift: „Wer giebt seine Kindern Brod / und leidet selber Noth, / den soll man schlagen / mit dieser Keule todt.“ Darüber hängt eine große Holzkeule. Der Spruch soll auf einen Mann zurückgehen, der schon zu Lebzeiten seinen Besitz an seine Söhne weitergab, die sich dann aber als undankbar herausstellten. Zur Warnung ließ er bzw. der Rat der Stadt diese Inschrift anbringen. In Jüterbog sollen sich an den Stadttoren ähnliche Inschriften befinden.
Ich verlasse die Stadt Richtung Südosten und fahre auf dem Oderbruchbahn-Radweg nach Behlendorf. Der kleine Ort besteht zum Großteil aus Feldsteingebäuden mit ungewöhnlichen tonnenförmigen Dächern, die um einen achteckigen Dorfplatz angeordnet sind. Das Ensemble wurde um 1800 als Gutshofanlage im „englischen Stil“ errichtet und erinnert tatsächlich an englische Landsitze. Architekt war auch hier – wie so oft in Brandenburg – Karl Friedrich Schinkel. Am Ortsrand befindet sich noch eine interessante Sammlung historischer Landtechnik.
Mein Weg führt nun um den Großen Heinersdorfer See herum nach Heinersdorf und von dort weiter nach Marxdorf (siehe auch Tour: Komturei Lietzen).
Nun geht es auf wenig befahrenen Nebenstrecken weiter in nördlicher Richtung, da ich mir noch das Schloss Neuhardenberg ansehen möchte. Bei Görlsdorf stelle ich jedoch fest, dass die Straße nach Alt-Rosenthal wegen Bauarbeiten gesperrt ist, und so muss ich über sandige Waldwege ausweichen. Hinter Alt-Rosenthal geht es dann schon wieder nicht weiter, denn dort befindet sich ein militärisches Sperrgebiet, das in meiner Routensoftware leider nicht verzeichnet war. Für den 11 km langen Umweg auf Sandpisten und Waldwegen benötige ich gut 2 Stunden, bis ich bei Wulkow wieder auf einen befestigten Weg stoße. Immerhin entdecke ich unterwegs noch ein interessantes Holzhaus im russischen Stil.
Mein letzte Station für heute ist das Schloss Neuhardenberg, das sich bereits am Rande des Oderbruchs befindet. Das ursprünglich eingeschossige Barockschloss wurde um 1820 von Karl Friedrich Schinkel in ein zweigeschossiges klassizistisches Schloss umgebaut und dient heute als Kultur-Veranstaltungsort. Der weitläufige Schlosspark ist in der Woche sehr ruhig und fast menschenleer. Ich drehe dort einige Runden und mache noch eine Pause, bevor ich mich langsam wieder auf den Rückweg begebe.
Zum Abschluss meiner Tagestour fahre ich zum Bahnhof Trebnitz (Mark), wo ich die Regionalbahn zurück nach Berlin besteige.
Zurückgelegte Strecke: 68 km