Von Templin in die Schorfheide
An einem sonnigen Julitag zieht es mich in die „Perle der Uckermark“ – das Städtchen Templin. Von hier aus möchte ich einen Teil des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin erkunden, das östlich von Templin beginnt und sich im Westen bis Chorin und Angermünde erstreckt.
Die Altstadt von Templin hat einen ovalen Grundriss und ist vollständig von einer Feldstein-Stadtmauer aus dem 14. Jh. umgeben. Darin befindet sich ein rechtwinklig angeordnetes Straßennetz, das jedoch nach einem Großbrand im 18. Jh. neu angelegt wurde.
Ich starte am Bahnhof Templin und komme zuerst am Museum für Stadtgeschichte vorbei, das in einem der drei gut erhaltenen Stadttore untergebracht ist. Von dort aus fahre ich zum Marktplatz, in dessen Mitte sich das Rathaus aus dem Jahre 1751 befindet.
Templin gefällt mir. Die Stadt macht einen freundlichen und lebendigen Eindruck. Ich werfe noch einen Blick auf die Maria-Magdalenen-Kirche und verlasse die Stadt in nordöstlicher Richtung auf dem Uferweg des Templiner Sees. Kurz dahinter beginnt das Biospärenreservat und es geht über unbefestigte Waldwege in Richtung Milmersdorf.
Die Wälder im Biosphärenreservat sind spürbar abwechslungsreicher und machen einen wilderen Eindruck als ihre profanen Verwandten außerhalb der Schutzgebiete. Plötzlich sieht man wieder mehr Schmetterlinge, die in der übrigen Landschaft selten geworden sind.
Dem Naturerlebnis sind heute jedoch noch einige Hürden in Form aufgeweichter Waldwege gesetzt. Nach den Regenfällen der letzten Tage hätte ich eigentlich damit rechnen müssen. Inzwischen steigen auch die Temperaturen und bei feuchtwarmen 26 Grad arbeite ich mich Meter für Meter durch den Wald, wobei ich mehrfach anhalten muss um Sand und Erde aus Bremsen und Gangschaltung zu entfernen.
Belohnt werde ich mit vielen Schmetterlingen und einem einsam gelegenen Waldsee, an dem ich Rast mache und meine Füße kühle. Neben mir auf dem Steg sitzt ein Teichfrosch, der mich beobachtet und keine Anstalten macht seinen Platz zu verlassen. Gut 20 Minuten sitzen wir nebeneinander und er bleibt auch noch dort, als ich aufstehe und mich wieder auf den Weg mache.
Ab Milmersdorf werden die Wege wieder besser. Ich sehe mir die barocke Backsteinkirche an und fahre über Feldwege und ruhige Nebenstraßen nach Groß Kölpin und weiter nach Götschendorf. Unterwegs begegnen mir Ringelnattern, irische Hochlandrinder und Honigbienen, die bereits mit der ruppigen Vertreibung ihrer männlichen Untermieter begonnen haben. Stichwort: Drohnenschlacht. Auch hier sind wieder einige Schmetterlinge zu sehen, u. a. Landkärtchen Araschnia levana aus der Familie der Edelfalter Nymphalidae. Ich stelle fest, dass sie sich bereitwillig auf die Hand nehmen lassen um dort Schweiß aufzusaugen, so wie ich es auch schon bei Schillerfaltern beobachtet habe.
In Götschendorf weckt ein halbfertiges Gebäude mit Zwiebelturm mein Interesse. Ein Schild klärt mich auf: Es handelt sich um ein Kloster der Russischen Orthodoxen Kirche – das erste in Westeuropa. Ein ehemaliges Herrenhaus, das nun um ein Kirchengebäude erweitert wird.
Für den Rückweg habe ich mir eine asphaltierte Strecke ausgesucht und fahre ab Ahlimbsmühle auf dem Uckermärkischen Radrundweg zurück nach Templin. Hier sind relativ viele Radfahrer unterwegs. Kurz vor Templin stehe ich plötzlich inmitten hunderter leichtbekleideter Menschen – es sind Badegäste, die den sonnigen Tag am Strand des Lübbesees verbingen. Ich mache einige Fotos von dem Hotelkomplex, der sich wie eine Wand unweit des Strandes erhebt und mit seiner Betonplattenfassade Baujahr 1984 einen unverkennbaren DDR-Charme ausstrahlt.
Auf dem Markplatz esse ich noch ein Softeis, bevor mich der Regionalzug wieder nach Berlin zurückbringt.
Zurückgelegte Strecke: 54,3 km