Vom Oberuckersee nach Gerswalde
Der Oberuckersee befindet sich im Zentrum der Uckermark und ist der größte von etwa 250 Seen im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Schon die Hinfahrt mit dem Zug ab Berlin ist sehr spannend und bietet einen Blick auf die für Norddeutschland erstaunlich hügelige Endmoränenlandschaft der Uckermark. Nachdem ich den südlichen, stärker bewaldeten Teil des Biosphärenreservates schon bei früheren Touren besucht habe, möchte ich mir heute den nördlichen Teil bei Gerswalde ansehen, der von einer offenen Feld- und Ackerlandschaft geprägt ist.
Ich starte meine Tour gegen 7.45 Uhr am Bahnhof Warnitz und verlasse den Ort in südlicher Richtung. Der Oberuckersee ist leider nur im Ort Warnitz zu sehen, danach führt der Weg in einiger Entfernung zum See um das Südufer herum bis zum Ort Suckow. Früh am Morgen sind hier viele Nachtigallen zu hören, doch leider auch das Rauschen der benachbarten Autobahn A11.
Schöner wird es erst kurz vor meinem ersten Zwischenziel, dem Ort Fergitz. Das Dorf liegt in idyllischer Lage direkt am See und wird überwiegend von gut situierten Berlinern bewohnt, die sich hier Sommerhäuser zugelegt haben – „Architekten, Lehrer und auch Adlige“, wie mir ein Anwohner berichtet.
Die Gegend ist aber auch für Vogelfreunde interessant. In den Wiesen bei Fergitz und auch direkt am See entdecke ich interessante Vogelarten wie Grauammern, Heckenbraunellen und Schilfrohrsänger, deren seltsamer Gesang an das Geräusch eines Tintenstrahldruckers erinnert. Kraniche und Rotmilane gehören hier schon fast zum Standardrepertoire, die sich mit Sicherheit auf jeder Tour beobachten lassen und auch vom Zug aus schon zu sehen waren.
Durch die Hügellandschaft und vorbei an zahlreichen blühenden Rapsfeldern fahre ich weiter bis zum Aussichtspunkt Potzlower Seenblick, wo sich ein schönes Panorama über den Oberuckersee bietet.
Danach geht es wieder in südlicher Richtung bis zum Ort Flieth, dessen Kirche 1945 bei einem Bombenangriff zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde.
Über Feldwege fahre ich weiter in Richtung Gerswalde – mit ca. 1000 Einwohnern der größte Ort auf meiner heutigen Route. Das mittelalterliche Wasserschloss Gerswalde ist nur noch als Ruine erhalten, beherbergt aber eine sehr sehenswerte Heimatstube mit zahlreichen Exponaten aus der Dorfgeschichte. Unter anderem lassen sich hier ein komplettes historisches Klassenzimmer, Kücheneinrichtungen, ein Landambulatorium und hunderte weiterer Artefakte aus dem DDR-Alltag bewundern. Besuchertipp!
Sehenswert ist auch die Wehrkirche Gerswalde – ein um 1250 erbauter monumentaler Feldsteinbau. Der Ort macht ansonsten einen verschlafenen aber durchaus sympathischen Eindruck.
Bei Gerswalde verlasse ich das Biosphärenreservat und fahre auf Feldwegen und wenig befahrenen Nebenstraßen über die Orte Pinnow, Sternhagen und Potzlow zurück in Richtung Oberuckersee. Wie so oft bemerke ich die Grenze zwischen Biosphärenreservat und „normaler Landschaft“ recht deutlich, denn plötzlich geht die Zahl der Vögel zurück, was vermutlich der intensiveren Landwirtschaft und der geringeren Zahl von Bäumen und Feldgehölzen geschuldet ist.
Auf dem Rest der Strecke muss ich mich beeilen um in Seehausen noch meinen Zug nach Berlin zu erwischen, der hier nur alle 2 Stunden fährt, so dass ich auf das Fotografieren verzichte. Ansonsten ist Seehausen einen touristischer aber recht freundlich wirkender Ort, der sich auch als Startpunkt für eine Tour in die östliche Uckermark eignet (siehe: Vom Oberuckersee in die östliche Uckermark).
Zurückgelegte Strecke: 47 km
Sehr inspirierende und detaillierte Schilderungen Ihrer Radwanderungen…großes Kompliment!
Möchte mich am liebsten sofort auf den Sattel setzen!