Mecklenburger Seen (Teil 1):
Von der Mecklenburgischen Schweiz ins Sternberger Land
Die Mecklenburgische Seenplatte steht schon lange auf meiner Touren-Wunschliste. Leider ist die Anfahrtzeit von über 2 Stunden ab Berlin für eine Tagestour recht lang. Was liegt also näher, als die beliebte Urlaubsregion bei einer mehrtägigen Rundtour zu erkunden? Als Startpunkt habe ich mir die Stadt Waren an der Müritz ausgesucht, die mit einer Anfahrtzeit von 1:45 Std. ab Berlin gut erreichbar ist. Von hier aus möchte ich auf einer 5-tägigen 300-km-Rundtour gleich mehrere Städte und Landschaften erkunden. Mein Plan sieht folgendermaßen aus:
Tag 1: Mecklenburgische Schweiz
Tag 2: Krakow am See – Güstrow – Bützow
Tag 3: Sternberg – Dobbertin
Tag 4: Goldberg – Plau am See – Malchow
Tag 5: Müritz – Waren
Übernachten möchte ich natürlich wieder im Zelt am Wegesrand, also Ausrüstung gepackt und los geht es!
Erster Tag. Gegen 8 Uhr erreiche ich Waren/Müritz mit dem Regionalzug ab Berlin und verlasse die Stadt in nördlicher Richtung. Auf der Route Falkenhagen – Levenstorf – Hinrichshagen geht es direkt in den Naturpark Mecklenburgische Schweiz, der sich nördlich an die Mecklenburgische Seenplatte anschließt.
Schon auf den ersten Kilometern bin ich erstaunt über die zahlreichen Wildblumen am Wegesrand. An vielen Feldern gibt es bis zu 5 Meter breite Blühstreifen und auch naturnah verwilderte Brachflächen sind weit häufiger zu sehen, als ich das aus brandenburgischen Naturparks gewohnt bin. In einer solch abwechslungsreichen Naturlandschaft macht ein Ausflug doch gleich noch viel mehr Spass!
Auch in sportlicher Hinsicht hat die eiszeitlich geprägte Moränenlandschaft einiges zu bieten, denn es geht ständig bergauf und bergab. Rund 600 Höhenmeter An- und Abstieg sind heute zu überwinden, die sich jedoch auf eine Strecke von 60 km verteilen.
Nach rund 20 km erreiche ist das erste architektonische Highlight – Schloss Ulrichshusen, ein Renaissance-Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert, das heute als Hotel genutzt wird Am Malchiner See lege ich kurz darauf in einem Vogel-Beobachtungsturm eine kurze Rast ein.
Anschließend geht es weiter über Marmerow und Dersertin durch eine weite und von Getreidefeldern geprägte Landschaft.
Bei Kuchelmiß führt der Weg durch ein interessantes Auwaldgebiet entlang des kleinen Flusses Nebel (einem Nebenflus der Warnow, die bei Rostock in die Ostsee mündet). Der naturnah mäandernde Bach gilt als einer der saubersten Flussläufe Mecklenburgs und bietet zahlreichen seltenen Arten wie Fischottern, Bachneunaugen oder Eisvögeln ein Refugium. Hier wächst auch der Echte Alant (Inula helenium), eine alte Heilpflanze mit beeindruckend großen, gelborangen Blüten.
Nach der mehrstündigen Fahrt durch sonnige Getreidefelder ist es hier in den Auwäldern angenehm kühl und schattig, doch so langsam wird es Zeit einen Schlafplatz zu suchen. Fündig werde ich kurz darauf am Serrahner See, wo ich direkt neben einer Badestelle mein Zelt aufschlage und am Abend noch ein erfrischendes Bad nehmen kann.
Zweiter Tag. Gegen 7 Uhr bin ich wieder unterwegs und umfahre in der Morgensonne das Südufer des Krakower Obersees, bevor ich kurz darauf Krakow am See erreiche – einen kleinen touristischen Kurort mit 3.500 Einwohnern. Hier finde ich einen Bäcker und lege auf dem Marktplatz eine Frühstückspause ein.
Weiter geht es in nördlicher Richtung, wobei ich nun mehr oder weniger dem Verlauf des Flusses Nebel folge. Immer wieder erstaunt bin ich über die große Zahl von Schmetterlingen. Auf einem Waldweg unweit des Flussufers tummeln sich Admirale, Landkärtchen, Perlmuttfalter und sogar Kleine Eisvögel. Schön anzuschauen sind auch die regionaltypischen Feldsteinkirchen, so wie sie auch in Brandenburg zahlreich zu finden sind. Auf dem Foto zu sehen ist die Kirche im Ort Badendiek.
Gegen Mittag erreiche ich Güstrow (aus dem slawischen guščer = Eidechse), mit 29.000 Einwohnern die größte Stadt auf meiner Tour. Das markanteste Gebäude ist hier das prachtvolle Renaissanceschloss Güstrow, aber auch die historische Altstadt ist sehenswert. Gut zwei Stunden verbringe ich hier, inklusive einer Mittagspause in einem Restaurant am Marktplatz.
Güstrow liegt auf der Route des bekannten Fernradwegs Berlin-Kopenhagen, dem ich nun ein Stück bis zur nächsten Stadt Bützow folge. Der Weg führt entlang des historischen Bützow-Güstrow-Kanals, der parallel zur nicht schiffbaren Nebel gebaut wurde. Leider ist die Streckenführung recht monoton und bietet nicht viel Abwechslung. Zudem ist die feuchtwarme Luft entlang des fast strömungslosen Kanals von Millionen winzig kleiner Fliegen geschwängert. Wer eine Sonnencreme verwendet, kann sich vorstellen, wie man nach einer 15 km langen Fahrt durch dichte Fliegenwolken aussieht …
In der Kreisstadt Bützow (7.900 Einwohner) sehe ich mir ebenfalls kurz die historische Altstadt an. Auch ein Schloss gibt es hier, das jedoch etwas merkwürdig zwischen einem Parkplatz und einer Durchgangsstraße eingezwängt liegt. Inzwischen wird es auch Zeit einen Schlafplatz zu suchen, und so fahre ich bald weiter. Eine geeignete Campingstelle mit schönem Weitblick finde ich schließlich auf einer Wiese in der Nähe des Großen Rühner Sees.
Dritter Tag. Bisher war im dem Verlauf des Flusses Nebel gefolgt, der bei Bützow in die Warnow mündet. Nun geht es weiter entlang der Warnow in Richtung Naturpark Sternberger Land. Auch die Warnow ist ein naturbelassener Fluss, der hier durch ein tief eingeschnittenes und bewaldetes Tal fließt, das an deutsche Mittelgebirgslandschaften erinnert. Auf einem Rastplatz für Wasserwanderer bei Eickhof lege ich eine Pause ein und frühstücke, während mein noch nasses Zelt in der Sonne trocknet.
An dieser Stelle habe ich den westlichsten Punkt meiner Route erreicht und es geht nun wieder zurück nach Osten in Richtung Müritz, wobei auf dem Rückweg mit Sternberg, Goldberg, Plau am See und Malchow noch einige interessante Städte auf mich warten.
Mehr dazu im zweiten Teil des Tourberichtes:
Mecklenburger Seen (Teil 2) – Von Sternberg zurück an die Müritz