Feldsteinkirchentour im Hohen Fläming
Bei meiner heutigen Sommertour geht es in den Naturpark Hoher Fläming, der sich im Süden Brandenburgs rund um den Ort Bad Belzig befindet. Die Region ist für ihre große Zahl mittelalterlicher Feldsteinkirchen bekannt, die zum Teil noch auf das 13. Jahrhundert zurückgehen, als sich hier flämische Siedler niederließen (worauf sich auch der Name Fläming bezieht). Einige dieser alten Kirchen aus der Frühzeit der brandenburgischen Geschichte möchte ich mir heute ansehen.
Ich starte in Bad Belzig und fahre zunächst in östlicher Richtung zu den Feldsteinkirchen von Preußnitz und Lüsse, die beide aus dem 13. Jahrhundert stammen und aus gleichmäßigen Reihen von Feldsteinquadern aufgebaut sind. Vermutlich aus dem 16. Jahrhundert datiert dagegen die Kirche in Wuhlowitz, die am Westgiebel ein unregelmäßiges Mauerwerk mit eingemauerten Dachziegeln zeigt. Das steile Dach mit dem nach Osten weisenden Blendgiebel (mit weiß gekalkten Flächen) deutet auf die Zeit der Gotik hin.
Auf sehr wenig befahrenen und mit Feldblumen gesäumten Nebenstraßen geht es weiter zum nächsten Dorf.
Neben den allgegenwärtigen Getreidefeldern fallen mir vereinzelt Ackerkulturen auf, die man nicht so häufig sieht, wie z. B. Lein und Erbsen. Auf einem Kartoffelacker hat sich der aus Nordamerika stammende Kartoffelkäfer breit gemacht, dessen plagenhaftes Auftreten man früher häufig als das Werk des Erzfeindes betrachtete (Bezeichnung „Franzosenkäfer“ im 1. Weltkrieg bzw. „Amikäfer“ in der DDR). Inzwischen sieht man ihn nur noch selten.
In Neschholz und Gömnigk erwarten mich die nächsten Feldsteinkirchen aus dem 13. bzw. 14. Jahrhundert, wobei die Fachwerktürme neueren Datums sind. Nicht aus dem Mittelalter stammend aber ebenso dekorativ ist die neogotische Dorfkirche in Trebitz, erbaut um 1897/98.
In Trebitz treffe ich auf den Europaradweg R1 (in Deutschland als D3 bezeichnet), dem ich ein Stück folge. Er führt am Naturschutzgebiet Belziger Landschaftswiesen entlang, bei dem es sich um eine große waldfreie Niederungslandschaft handelt. Sie zählt – neben dem Havelländischen Luch und dem Fiener Bruch – zu den letzten deutschen Refugien der seltenen und scheuen Großtrappe, die auch Märkischer Strauß genannt wird (mehr darüber im Tourbericht Durch das Havelländische Luch).
Sehr schön ist auch die Fachwerkkirche in Dippmannsdorf – erbaut 1860 nach einem Entwurf von Friedrich August Stüler, auf dessen Konto zahlreiche bekannte Bauwerke wie die Alte Nationalgalerie in Berlin, die Orangerie in Potsdam oder das Schloss Stolzenfels bei Koblenz gehen.
In Klein Briesen endet meine Dörfertour und der Rückweg nach Bad Belzig führt rund 15 km durch ein ausgedehntes Kiefernwaldgebiet. Hier mache ich leider den Fehler die Strecke abkürzen zu wollen, was mir 2–3 Kilometer Fahrradschieben auf praktisch unbefahrbaren Sandwegen einbringt. Zudem sind die Wälder im Sommer von unzähligen Mückenschwärmen bewohnt, die auf verirrte Radfahrer nur gewartet haben. Daher mein Tipp: Auf offiziellen Radwegen bleiben und nicht anhalten. Immerhin gibt es unterwegs ein paar schöne Bestände des Roten Fingerhuts zu bewundern.
Nahe des Ortes Verlorenwasser erreiche ich schließlich wieder einen befestigten Weg. Kulturelle Highlights auf der ansonsten etwas monotonen Waldweg-Strecke nach Bad Belzig sind der Gedenkstein für den Zapfenpflücker Helmut Berlin sowie der Mittelpunkt der ehemaligen DDR.
Zurück in Bad Belzig habe ich noch Zeit mir die Burg Eisenhardt anzusehen (ohne Fotos), bevor ich gegen Abend wieder den Regionalzug in Richtung Berlin besteige.
Zurückgelegte Strecke: 65 km
Oh das sieht ja ganz zauberhaft aus. Kommt gleich mal auf die Tourenlist!
Hallo Tine,
freut mich, dass es Dir gefällt! Den Rückweg durch den Wald nördlich von Bad Belzig fand ich persönlich etwas monoton. Insgesamt sind die Wälder im Hohen Fläming nicht sehr spannend, da es fast ausschließlich Nadelwälder gibt. Bei einer erneuten Tour würde ich mich vermutlich eher auf die Feldmark und die Dörfer südlich von Bad Belzig konzentrieren. Diese Tour klingt interessant: http://www.flaeming.net/upload/pdfs/Feldsteinkirchen-Radtour.pdf
Schloss Wiesenburg ist ebenfalls sehenswert!
Herzliche Grüße
Stefan