Von Bad Freienwalde nach Angermünde
Es ist immer wieder ein großartiges Erlebnis, bereits bei den ersten Sonnenstrahlen mit dem Fahrrad unterwegs zu sein und in klarer Morgenluft durch menschenleere Orte und Landschaften zu fahren. Das setzt natürlich frühes Aufstehen voraus, und so stehe ich bereits um kurz vor 6 Uhr am Bahnhof Berlin-Lichtenberg und warte auf den Regionalzug in Richtung Eberswalde. Geplant habe ich eine Tagestour von Bad Freienwalde zum Polenmarkt Hohenwutzen, und dann weiter über Oderberg nach Angermünde.
Um 7.45 Uhr erreiche ich Bad Freienwalde und besuche zuerst den historischen Marktplatz, der mit dem klassizistischen Rathaus und der Stadtkirche St. Nikolai in der Morgensonne ein schönes Fotomotiv bietet.
Von hier aus fahre ich zunächst in nördlicher Richtung nach Schiffmühle und dann entlang der Oderhänge nach Osten. Bis zum Polenmarkt Hohenwutzen wären es auf direktem Weg nur 8 km. Da ich die Strecke aber schon kenne, beschließe ich noch einen kleinen Abstecher durch das Oderbruch machen und biege am Schöpfwerk Neutornow rechts ab. Über die Dörfer Neuranft und Neurüdnitz gelange ich dann wieder auf den Oderradweg, dem ich nun in nördlicher Richtung folge. In der Ferne sind die bis zu 40 Meter hohen Hänge der Neuenhagener Oderinsel gut zu erkennen.
Gegen 11 Uhr erreiche ich den Polenmarkt Hohenwutzen, den ich bereits bei früheren Fahrradtouren besucht hatte (siehe Tourbericht: Nationalpark Unteres Odertal). Leider muss ich feststellen, dass die Preise mittlerweile deutlich angezogen haben und sich das Obst in puncto Geschmacklosigkeit auch nicht mehr wesentlich von der Großhandelsware unterscheidet, die in deutschen Supermärkten angeboten wird. Mit seinem riesigen Warenangebot ist der Markt aber noch immer ein interessantes Ausflugsziel, und so drehe ich noch eine Runde, bevor ich mich wieder auf den Weg mache.
Weiter geht es entlang der Oder, die sich spiegelglatt in der Vormittagssonne zeigt.
Kurz vor Hohensaaten verlasse ich den Oderradweg und fahre nun am Südufer der Alten Oder entlang in Richtung Westen.
Gegen 13 Uhr erreiche ich Oderberg. Die 2.200-Einwohner-Stadt liegt idyllisch am Ufer der Alten Oder, die bis zur Oderbegradigung im 18. Jahrhundert noch der Haupstrom war. Der Ort besteht aus einer überschaubaren Zahl von Straßen, die zum Teil steil an die Hänge gebaut wurden. Früher wurde hier sogar Wein angebaut. Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus hat man fast das Gefühl, sich in einem verschlafenen italienischen Dorf zu befinden.
Der Weg von Oderberg nach Angermünde führt leider über eine stark befahrene Bundesstraße. Ich entscheide mich daher für eine Fahrt quer durch den Brodowiner Wald, was sich jedoch als äußerst mühsam herausstellt, da der Weg mehrere Kilometer über uraltes buckliges Kopfsteinpflaster und weiche Sandpisten führt. Zudem geht es ständig bergab und bergauf. Unterwegs begegnen mir zwei Langstreckenradler mit vollem Gepäck, die die gleiche Idee hatten und ihre Räder sichtbar verzweifelt durch den Wald schieben. Für Wanderer ist die Strecke allerdings sehr idyllisch.
Nach 6 Kilometern erreiche ich schließlich das Ufer des Parsteiner Sees, und hier wird die Fahrt dann wieder deutlich komfortabler. Die mit Obstbäumen gesäumte Straße über Bölkendorf und Herzsprung ist kaum von Autos befahren, und auch die Landschaft sieht hier schon nach Uckermark aus.
Gegen 16.30 Uhr erreiche ich schließlich mein Tagesziel Angermünde.
Das Anfang des 13. Jahrhunderts gegründete Angermünde ist eine idyllische kleine Ackerbürgerstadt, die von Kriegsschäden weitgehend verschont blieb und noch über einen unversehrten historischen Stadtkern verfügt. Beeindruckend ist – neben den vielen kleinen Fachwerkhäusern und Stuckfassaden – vor allem das weitläufige Marktplatzareal mit dem barocken Rathaus, aber auch die mittelalterliche Stadtpfarrkirche St. Marien ist sehenswert.
Nachdem ich noch eine Runde durch die Stadt gedreht habe, besteige ich hier schließlich wieder den Regionalzug, der mich in knapp einer Stunde zurück nach Berlin bringt.
Zurückgelegte Strecke: 67 km