Bad Freienwalde und der östliche Barnim
Bad Freienwalde gilt als der älteste Kurort Brandenburgs – was es nicht nur einer im 17. Jh. entdeckten Heilquelle, sondern auch der für Brandenburger Verhältnisse spektakulären Hanglage zwischen Oderbruch und dem Hochplateau des Barnim verdankt (Höhenunterschied bis zu 155 m!). Bei meinem heutigen Ausflug interessieren mich jedoch vor allem die großen Laub- und Mischwälder, die sich südlich der Stadt befinden. Nach einer Runde durch die offene Felderlandschaft des östlichen Barnim geht es anschließend auf der Radroute Tour Brandenburg wieder zurück zum Ausgangspunkt.
Ich starte am Bahnhof Bad Freienwalde und fahre zunächst zum Kurpark, in dessen Mitte sich eine markante Stierskulptur aus weißem Marmor befindet (Louis Tuallion, 1914–18). Die Skulptur befand sich ursprünglich im 20 km entfernten Hirschfelde, wurde jedoch in den Kriegswirren von der Sowjetarmee abtransportiert und schliesslich in Bad Freienwalde zurückgelassen. Ein weiteres Kuriosum ist die nahegelegene Skisprungschanze, die hier schon seit den 1920er Jahren existiert und zwischendurch verfallen war. Vor einigen Jahren wurde sie wiederbelebt und wird seitdem vom hiesigen Wintersportverein für Training und Wettbewerbe genutzt.
Oberhalb des Kurviertels fahre ich hoch in den Wald, und schon die ersten Meter auf dem tief eingekerbten Weg bieten eine großartige Kulisse, die mich an Mittelgebirgslandschaften erinnert. Auf dem Siebenhügelweg geht es nun durch sehr schöne alte Buchenwälder, die es meines Erachtens durchaus mit den vielgelobten Buchenurwäldern von Grumsin oder Serrahn aufnehmen können. Da es kaum Unterholz gibt, bieten sich häufig interessante Weitblicke über das hügelige Bodenrelief.
Der Siebenhügelweg macht seinem Namen alle Ehre und es geht permanent bergauf und bergab: Von Null Metern über dem Meeresspiegel hoch auf 125 Meter, dann runter auf 60 Meter und wieder hoch. Nach rund 5 Kilometern passiere ich den Baasee, wo sich eine Pause in der Baasee-Waldschenke anbietet (die allein schon wegen ihrer urigen Einrichtung einen Besuch wert ist).
Nur wenige Meter weiter befindet sich der höchste Baum Brandenburgs (eine 48,2 m hohe Douglasie), und es läuft mir auch wieder ein Schwarzblauer Ölkäfer über den Weg, der mir interessanterweise immer dort begegnet, wo es landschaftlich besonders schön ist. (Bei diesem Exemplar handelt es sich um ein Männchen, wie man an den geknickten Fühlern erkennen kann. Fotos von weiblichen Käfern siehe Bildergalerie Schmetterlinge & Insekten).
Nach weiteren 10 Kilometern Fahrt durch abwechslungsreiche Mischwälder erreiche ich den Ort Haselberg und die offene Landschaft des Barnim, durch die ich nun eine große Runde fahren möchte.
Was ich hier sehe, ist aber leider sehr unerfreulich. Zwar gibt es in den Dörfer gelegentlich interessante Feldsteingebäude und die Landschaft hat ein angenehm geschwungenes Relief. Die riesigen Felder mit ihrer immer gleichen Monotonie aus Winterweizen, Raps und nackter Erde bieten allerdings einen öden und trostlosen Anblick. Als ob das nicht schon genug wäre, wurden auch noch die Randstreifen bis direkt an die gespritzten Felder heran abgemäht, so dass Tieren keinerlei Lebensgrundlage mehr bleibt. Wie zu lesen war, ist die Zahl der Fluginsekten in den vergangenen 20 Jahren um bis zu 80% eingebrochen und auch die Zahl der Feldvögel nimmt dramatisch ab, da sie in der Landschaft keine Nahrung mehr finden. Hier im Barnim kann man sich ansehen, wie das Artensterben vorangetrieben wird.
Im Dorf Prötzel erreiche ich den südlichsten Punkt meiner Tour und fahre nun auf dem asphaltierten Radweg der Tour Brandenburg über Prädikow, Reichenow und Möglin zurück in Richtung Oderbruch. Auch hier wieder nur Winterweizen, Raps und nackte Erde … dazwischen Windparks und stark befahrene Landstraßen. Schöner wird es erst, als ich mich bei Biesdorf erneut den Oderhängen nähere und das Naturschutzgebiet Biesdorfer Kehlen durchquere. Hier sind auch endlich wieder Tiere zu sehen.
Bei Wriezen stoße ich auf die Landstraße in Richtung Bad Freienwalde und muss noch einen leider recht stark befahrenen Abschnitt ohne Radweg überwinden, bevor ich abschließend wieder meinen Ausgangsbahnhof erreiche.
Mein Fazit: Wer die Natur sucht, sollte in der Nähe der Oderhänge und der Buchenwälder bleiben. Die Agrarlandschaft zwischen Wriezen und Prötzel kann man sich sparen. Für Wanderer bietet sich alternativ zu den Wäldern bei Bad Freienwalde auch ein Ausflug in die nahegelegene Hutelandschaft Altranft-Sonnenburg an (siehe Tour Die Hutelandschaft Altranft-Sonnenburg).
Zurückgelegte Strecke: 61 km