Auf dem Oderradweg bei Küstrin
Mit der Oderlandbahn geht es heute ab Bahnhof Berlin-Lichtenberg an die Oder, wo ich einen Teil des Oder-Neiße-Radwegs befahren möchte. Die kleine Bahn wird von der Niederbarnimer Eisenbahngesellschaft NEB betrieben und ist für polnische Reisende eine beliebte Verbindungsstrecke nach Berlin.
Ich verlasse den Zug kurz vor der polnischen Grenze am Bahnhof Küstrin-Kietz und fahre zunächst über die Oderbrücke auf polnisches Gebiet, um mir dort die Ruinen der ehemaligen Stadt Küstrin anzusehen, die im 2. Weltkrieg vollständig zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde. Die Straßen der Stadt sind noch erhalten, und von den Häusern sind noch die Fundamente und zum Teil die Kellerfenster und Eingangstreppen erkennbar.
Nach einem kurzen Abstecher in die polnische Stadt Kostrzyn und zum dortigen Polenmarkt geht es zurück auf die deutsche Seite und ich fahre auf dem asphaltierten Deichweg an der Oder entlang, immer in nördlicher Richtung. Heute ist der Himmel etwas bewölkt und das diffuse gelbliche Licht erzeugt im Zusammenspiel mit der sumpfigen Auenlandschaft, der Einsamkeit und der Stille eine besondere Stimmung, die schwer in Wort zu fassen ist. Nur alle paar Kilometer begegnet mir hier ein anderer Radfahrer.
Nach 2,5 Stunden meditativer Fahrt erreiche ich das frühere Fischerdorf Kienitz, wo es verschiedene Einkehrmöglichkeiten für Radfahrer gibt. Eine davon ist die direkt am Deich gelegene Hafenmühle.
Kurz danach erreiche ich den etwas größeren Ort Groß-Neuendorf, wo ich mir die Brauntöpferei ansehen möchte – eine der wenigen Töpfereien in Deutschland, die noch das klassische lehmglasierte Bunzlauer Braunzeug herstellt, wie es noch gelegentlich auf Flohmärkten zu finden ist. Vor dem Aufkommen der emaillierten Gußeisen- und Stahlblechtöpfe waren dies die traditionellen Vorratsgefäße – ein echter Designklassiker.
Nun habe ich den nördlichsten Punkt meiner Tagestour erreicht und fahre zurück über die Dörfer des Oderbruchs. Erwähnenswert ist hier noch der beschauliche Ort Letschin, in dessen Zentrum sich – neben einem sowjetischen Ehrenmal und einem Weltkriegsdenkmal – auch die Überreste der ehemaligen Kirche befinden, von der nur noch der von Karl Friedrich Schinkel entworfene Turm erhalten ist. Das übrige Gebäude wurde im 2. Weltkrieg zerstört und in den 1970er Jahren abgerissen.
Über das gut ausgebaute Radwegenetz fahre ich nun zurück nach Küstrin-Kietz, wobei die Landschaft für meinen Geschmack wenig Abwechslung bietet. Auch die anderen Ortschaften auf der Strecke sind wenig spektakulär. Gegen 16.30 Uhr erreiche ich schließlich mein Ziel und nehme die Oderlandbahn zurück nach Berlin.
Zurückgelegte Strecke: 74 km
Wieder tolle Bilder dabei. Und vom Oderbruch sollte man nicht allzuviel Abwechslung erwarten. In dem Cafe in der Hafenmühle war ich auch schon. Waren im Frühling so die ersten schönen Tage zum Draußensitzen. Die Schmalzstullen waren lecker.
Gruß vom cruisingmike