An der Elbe bei Havelberg
Im April beginnt die Brutsaison der Weißstörche, die nun wieder in ihre Reviere in den Elbauen zurückkehren. Ein guter Zeitpunkt für einen Ausflug an die Elbe, wo ich mir heute das „Storchendorf“ Rühlstädt und die Stadt Havelberg ansehen möchte. Die Anreise von Berlin nach Bad Wilsnack ist mit 1:45 Std. recht lang, doch die länger werdenden Frühlingstage locken zu einer Ausfahrt.
Bad Wilsnack ist als Kurort und für seine Therme bekannt. Schon zu DDR-Zeiten gab es hier eine Moorbadeanstalt, die in den 90er Jahren durch ein Thermalsolebad ergänzt wurde. Doch die Stadt werde ich mir später noch ansehen. Zunächst fahre ich in südlicher Richtung über verschiedene kleine Dörfer und dann an der Havel entlang. Schon hier fällt die landschaftsprägende Backsteinarchitektur auf, die in jedem Dorf zu finden ist.
Am späten Vormittag erreiche ich die Hansestadt Havelberg mit ihrer malerisch auf einer Havelinsel gelegenen Altstadt, über der auf einer Anhöhe der Havelberger Dom zu sehen ist. Die Stadt, die sich bereits in Sachsen-Anhalt befindet, macht einen verschlafenen und wenig touristischen Eindruck, was mich angesichts der idyllischen Lage und der schönen Altstadtgassen verwundert.
Ich überquere die Havel und stoße auf den Elberadweg, dem ich ein Stück Richtung Norden folge. Hier bläst ein kräftiger Wind, doch die Weite der Landschaft, die klare Luft und die beeindruckenden, schnell wechselnden Wolkenbilder sorgen für ein fast meditatives Fahrraderlebnis. Nach einigen Kilometern erreiche ich die Mündung der Havel in die Elbe und befinde mich nun wieder in Brandenburg.
Leider gibt es Pläne an dieser Stelle quer über das Elbtal eine Bundesstraße zu bauen (B190n), so dass der gezeigte Ausblick auf die unverbaute Elbwiesenlandschaft wohl nur noch wenige Jahre existieren wird.
Da ich mir noch einige Dörfer ansehen möchte, verlasse ich den Elberadweg und fahre über Quitzöbel und Abbendorf weiter nach Rühlstädt. Immer wieder fallen mir die beeindruckenden Dorfkirchen auf. Für Freunde historischer Backsteinarchitektur gibt es hier viel zu entdecken.
Das Storchendorf Rühlstädt ist Heimat der größten Storchenkolonie Deutschlands. Über 30 Brutpaare sollen es jedes Jahr sein. Der Ort vermarktet das recht deutlich und zieht viele Besucher an. Rund 4.000 Storchenpaare gibt es noch in Deutschland. Ein vergleichsweise kleiner Rest, nachdem der Bestand um 1900 noch bei 50.000 Brutpaaren gelegen hat. Die meisten Nester im Ort scheinen besetzt zu sein, aber leider lassen sie sich ohne Teleobjektiv kaum fotografieren.
Von Rühlstädt aus sind es jetzt nur noch wenige Kilometer zurück nach Bad Wilsnack, das ich in der Abendsonne gegen 18 Uhr erreiche. Bei einer Fahrt durch die Altstadt sehe ich mir noch die monumentale Wunderblutkirche St. Nikolai an (eine frühere Wallfahrtskirche), bevor ich den Zug Richtung Berlin besteige.
Es folgen noch zwei Stunden Zugfahrt nach Berlin, wo ich erst in der Dunkelheit eintreffe. Dennoch war es eine lohnende und empfehlenswerte Tour.
Zurückgelegte Strecke: 68 km
Linktipp: Informationen zu Weißstörchen in Brandenburg (NABU)