Zu den Adonisröschen an die Lebuser Oderhänge

Jedes Jahr im April und Anfang Mai zieht sie Scharen von Naturfreunden in die Oderregion: Die Blüte der Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis). Sie ist deshalb so besonders, weil sich hier an den trockenen und sandigen Oderhängen die westlichsten Ausläufer einer Steppenvegetation befinden, die sonst nur in Osteuropa vom Ural bis in den Schwarzmeerraum verbreitet ist. Für das norddeutsche Flachland also eine echte botanische Rarität, die ich mir heute auch einmal ansehen möchte.

Ich starte am Bahnhof in Frankfurt an der Oder und fahre immer am Fluss entlang in nördlicher Richtung. Nach einigen Kilometern endet der asphaltierte Weg und es geht auf Feldwegen über die Oderwiesen bis zur Alten Oder, über die ein kleiner Holzsteg führt.

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Ich folge nun dem Sandweg immer am Hang entlang, wo nach wenigen Metern schon die ersten gelben Adonisröschen zu sehen sind.

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Die Naturlandschaft ist hier wirklich beeindruckend und zwischen den blühenden Schlehenbüschen entdecke ich viele verschiedene Vogelarten wie z. B. Goldammern, die mit ihrem gelben Gefieder recht auffällig sind. Nach rund 2 Kilometern wird der Pfad immer schmaler und verläuft nun direkt am Ufer der Alten Oder, wo ich bereits den Ort Lebus vor mir sehe.

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Lebus war als früherer Bischofssitz eine Station auf dem historischen Jakobsweg, worauf hier einige Schilder hinweisen. Der Ort wurde jedoch mit modernem Straßenpflaster und Betontreppen derart von jedem dörflichen Charme befreit, dass man sich eher an eine Vorstadtsiedlung erinnert fühlt. Dieser Eindruck mag auch dadurch verstärkt werden, dass hier in der Oderregion nahezu alle Orte in den Kampfhandlungen des 2. Weltkrieges stark zerstört wurden, was sich an der großen Zahl von Kirchenruinen und Kriegsgräberstätten sowie an der geringen Zahl von historischen Gebäuden ablesen lässt. Die Kirche in Lebus macht da eine Ausnahme, denn sie wurde nach 1945 wieder aufgebaut.

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Nördlich von Lebus umfahre ich nun in einem großen Bogen den bewaldeten Höhenzug des Reitweiner Sporns  eine Hochfläche, die wie eine Bastion in das ansonsten flache Odertal hineinragt. Die Wälder hier am südöstlichen Hang haben einen fast urwaldartigen Charakter.

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Am nördlichsten Punkt der Hochfläche befindet sich der Ort Reitwein, wo ich mir die romantische Ruine der neugotischen Backsteinkirche ansehe (erbaut von Friedrich August Stüler, einem Schüler von Schinkel). Die Gegend scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein, denn es begegnen mir mehrere Wandergruppen, die vermutlich zu einem der Aussichtspunkte oberhalb der Kirche oder zum Schukow-Bunker unterwegs sind – einem alten Gefechtsstand der Sowjetarmee. Von hier aus wurde im April 1945 die Großoffensive auf die Seelower Höhen befehligt, die in der Einnahme Berlins mündete.

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Auf der Rückseite des Reitweiner Sporns geht es nun wieder in südlicher Richtung nach Mallnow, wo sich ein weiteres Naturschutzgebiet befindet. Neben interessanter Steppenvegetation leben hier seltene Vogelarten wie der Wiedehopf, die Grauammer oder der Wendehals, die ich jedoch nicht zu Gesicht bekomme. Dafür läuft mir in Mallnow ein nicht minder seltener Schwarzblauer Ölkäfer – auch Maiwurm genannt – über den Weg. Ich lege eine Rast ein und kaufe mir noch ein wenig Kuchen, der für 1 Euro das Stück an der Straße verkauft wird.

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Über die Orte Niederjesar, Hohenjesar und Schönfließ fahre ich nun zurück in Richtung Frankfurt/Oder. Die Landschaft ist leider von Monokulturen, Tiermastanlagen und einer großen Zahl von Windrädern geprägt, die hier – unweit der Naturschutzgebiete – in jeder Himmelsrichtung zu sehen sind.

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Einige interessante Orte finde ich dann aber doch noch. Zum Beispiel den idyllischen Kräutergarten von Wulkow, der vom Verein Ökospeicher e.V. in der Nähe des alten Gutshofes angelegt wurde.

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Schön sind auch das Altzeschdorfer Mühlenfließ und das Naturschutzgebiet Booßener Teiche, das sich nur wenige Kilometer vor den Toren Frankfurts befindet.

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Gegen 19 Uhr erreiche ich dann nach einem langen Tag wieder den Bahnhof Frankfurt/Oder, von wo aus ich in einer guten Stunde nach Berlin zurückfahre.

Zurückgelegte Strecke: 63 km.