Herbsttour von Gransee nach Lindow
Für das Wochenende ist noch einmal sonniges Herbstwetter angekündigt. Eine gute Gelegenheit für einen Abschluss der diesjährigen Fahrradsaison und eine Tour ins Ruppiner Land.
Ich starte morgens um 8.30 Uhr am Bahnhof Gransee und mache zunächst eine kleine Rundtour durch den Ort. Die historische Altstadt hat einen ovalen Grundriss und ist von einer Stadtmauer aus dem 14. Jh umgeben. Mit ihrem rechtwinklig angeordneten Straßennetz erinnert sie mich an das nicht weit entfernte Templin.
Mein erster Weg führt mich zur Sankt-Marienkirche aus dem 13.-16. Jahrhundert – ein beeindruckend großer Backsteinbau. In der Morgensonne ziehen einige Krähen ihre Runden um die Kirchtürme. Der Rest der Altstadt macht leider einen etwas trostlosen Eindruck. Viel Leerstand, einzelne Versicherungsbüros, unbelebte Straßen. Anhand der Schilder über den zahlreichen leeren Geschäften lässt sich erkennen, dass die Stadt schon einmal deutlich bessere Zeiten gesehen haben muss.
Ich verlasse Gransee in westlicher Richtung. Über die Dörfer Rauschenberg und Wolfsruh geht es nach Dollgow. Kurz hinter Wolfsruh erscheint in der Ferne die verlassene Kiesgrube Großwoltersdorf, wo sich zwei Enduro-Fahrer gerade auf ihren Offroad-Parcour vorbereiten.
Dollgow ist ein schönes Dorf. Hier beginnt schon der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land und der Ort wirkt auch lebendiger und touristischer als die bisherigen. Leider habe ich heute meine Wasserflasche vergessen und so langsam meldet sich der Durst. Einen Laden finde ich in Dollgow nicht, daher bleibe ich nicht lange und fahre weiter Richtung Lindow, wo ich hoffentlich ein Geschäft finden werde.
Der Weg über die Straßendörfer Hindenberg und Banzendorf führt durch offenes Ackerland und ist wenig spektakulär. Immerhin: Banzendorf wurde schon 1365 erstmals erwähnt und ist damit eines der am ältesten durchgehend besiedelten Dörfer in Brandenburg, wie ich auf einer Infotafel erfahre.
Gegen Mittag erreiche ich Lindow (Mark) und genieße erst einmal den Blick auf den Gudelacksee, bevor ich Rast in einem türkischen Imbiss mache. Neben einer heiß ersehnten Flasche Mineralwasser bekomme ich hier auch Falafel, eine Seltenheit auf dem Brandenburger Land. Das Essen ist gut und die Bedienung ausgesprochen freundlich, daher: Daumen hoch für das Urfa Kebaphaus direkt neben dem Rathaus. In der Nähe entdecke ich noch einen urigen Vogelpark, den man über den im Rathaus befindlichen Durchgang erreicht. Leider hat er heute geschlossen.
Nun beginnt schon der Rückweg und ich fahre am Kloster Lindow vorbei auf den Wutzsee-Rundwanderweg, der am nördlichen Ufer des Sees entlangführt und sich als der schönste Teil der heutigen Tour herausstellt. Ein traumhafter Pfad durch farbiges Herbstlaub, vorbei an Buchen, Kiefern und Robinien, immer mit Blick auf den blau glitzernden See. Allerdings muss man dazu sagen, dass dieser Weg nicht für Fahrräder konzipiert ist, denn er führt zum Teil über Treppen, Baumwurzeln und steile Anhöhen. Aber bei diesem Ausblick nimmt man doch gern etwas Schieben in Kauf.
Kurz vor Baumgarten erreiche ich wieder den befestigten Weg und fahre weiter nach Meseburg, wo mich das Schloss Meseburg erwartet, angeblich eines der schönsten Barockschlösser in Brandenburg und Gästehaus der Bundesregierung. Ich bin jedoch enttäuscht. Dem Gebäudeensemble wurde jegliche historische Patina wegrestauriert und es steht da wie die chinesische Kopie eines europäischen Originals. Durch den meterhohen, kamerabewehrten Metallzaun fühle ich mich eher an ein Gefängnis erinnert. Ich bedaure noch kurz die Staatsgäste, die hier absteigen müssen, und fahre zurück nach Gransee, wo ich gegen 16 Uhr den Zug zurück nach Berlin nehme.
Zurückgelegte Strecke: 55,6 km