Vom Oberuckersee in die östliche Uckermark
Am einem sonnigen Septembermorgen starte ich erneut zu einer Tagestour durch die Uckermark. Vom Oberuckersee (dessen Umgebung ich bereits bei einer früheren Tour erkundet hatte, siehe: Vom Oberuckersee nach Gerswalde) geht es diesmal in die östliche Uckermark, die vom Urstromtal der Flüsse Randow und Welse durchschnitten wird und im Osten bis an die Oder reicht. Bei dieser Tour folge ich weitgehend dem Verlauf des Uckermärkischen Radrundwegs.
Ich starte gegen 7.45 Uhr am Bahnhof Seehausen. Bevor ich meine Tour beginne, möchte ich noch einen Blick auf den Oberuckersee werfen und fahre auf die Klosterhalbinsel, die südlich des Ortes in den See hineinragt. Hier befand sich zwischen 1250 und der Mitte des 16. Jhs. ein Zisterzienserkloster, von dem allerdings nichts mehr erhalten ist. Auf den Wiesen glitzern die Tautropfen dekorativ im Morgenlicht. Der See lässt sich über das Schilf aber leider nur aus einiger Entfernung betrachten.
Ich fahre zurück in Richtung Bahnhof und überquere bei Blankenburg die Autobahn A11. Nach einigen Kilometern erreiche ich den Ort Gramzow, der für uckermärkische Verhältnisse erstaunlich viele Geschäfte hat. Sehenswert ist die Feldsteinkirche St. Marien aus dem 13. Jh. mit ihrem alten Friedhof, auf dem noch viele gusseiserne Grabkreuze erhalten sind. Ein Stück weiter und etwas merkwürdig inmitten eines Wohngebietes befinden sich die Reste der Klosterkirche Gramzow, von der nach einem Brand 1714 nur noch eine Ruine existiert.
Am Ortsausgang komme ich noch am Eisenbahnmuseum vorbei, wo u. a. Draisinenfahrten und Führerstandsmitfahrten auf einer stillgelegten Bahnstrecke angeboten werden.
Landschaftlich ist es hier leider sehr viel weniger idyllisch als rund um den Oberuckersee, da es kaum strukturierende Elemente wie Hecken oder Feldgehölze gibt, die offenbar alle der Agrarwirtschaft geopfert wurden. Während sich auf der anderen Seite der Autobahn Fischadler und Kraniche beobachten lassen, sehe ich hier über weite Strecken kein einziges Tier.
Der nächste Ort Zichow hält dann jedoch wieder zwei architektonische Überraschungen parat: Das derzeit leerstehende Herrenhaus Schloss Zichow wurde 1745 auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Burg errichtet, wobei der charakteristische Backsteinturm aus dem Jahr 1527 stammt. Sehr malerisch ist auch die Dorfkirche Zichow, ein frühgotischer Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundert.
Hinter Zichow geht es auf einer Strecke von 2,8 Kilometern rund 60 m bergab, denn hier beginnt das Randowbruch – ein eiszeitliches Urstromtal, das historisch die Grenze zwischen Brandenburg und Pommern markierte. Der kleine Fluss kommt von Norden und fließt etwas weiter südlich in die Welse, die dann bei Schwedt in einen Parallelarm der Oder mündet. An dieser Stelle ist die Randow leider ein begradigter Entwässerungskanal, der mit seinem braunen, modrig riechenden Wasser einen eher trostlosen Anblick bietet.
Auf einem holprigen Betonplattenweg geht es durch die rund 2,5 km breite Niederung und anschließend 60 m bergauf bis zum Ort Blumberg, wo ich wieder eine asphaltierte Straße erreiche. Hier folgt eine steile Abfahrt bis Schönow, auf der ich ordentlich Fahrt bekomme. Auch wenn die Agrarlandschaft eintönig ist – über zu wenig Abwechslung im Höhenprofil kann ich mich heute nicht beschweren.
Hinter Jamikow stoße ich auf das Welsebruch, dem ich im weiteren Verlauf bis nach Schwedt folge. Hier weiche ich vom Verlauf des Uckermärkischen Radrundweges ab und fahre nicht auf der Straße sondern auf einem Feldweg, der parallel zum Bachtal verläuft, was sich aufgrund des weichen Sandes als recht mühsam herausstellt. Die bis zu 58 m hohen sandigen Hänge mit dem Namen Müllerberge sind jedoch sehr interessant und bieten ein Refugium für wärmeliebende Arten wie die Karthäusernelke oder die Feldgrille.
In den Orten Blumenhagen und Vierraden fallen mir einige große Scheunen auf (leider ohne Bild). Wie ich später erfahre, handelt es sich hier um Tabakscheunen, denn die Ostuckermark gehört bzw. gehörte überraschenderweise zu den größten deutschen Tabakanbaugebieten, was noch auf die Hugenotten zurückgeht. Sogar ein Tabakmuseum gibt es in Vierraden, und ich entdecke im Vorbeifahren auch einige Tabakpflanzen in privaten Gärten.
Gegen 17 Uhr erreiche ich schließlich die Stadt Schwedt, die ich mir bei einer früheren Tour bereits angesehen hatte (siehe: Vom Polenmarkt nach Schwedt), und erwische gerade noch den Regionalzug nach Berlin, der hier nur alle 2 Stunden fährt und mich in 1:45 Stunden nach Berlin zurückbringt.
Zurückgelegte Strecke: 59 km
Die Tour habe ich auch schon in umgekehrter Reihenfolge gemacht. Ich liebe die Uckermark. Wir waren im Juni dort und der Mohn blühte fantastisch. Ich fand jedoch nicht so toll, dass der offizielle Radweg direkt an vielbefahrenen Straßen entlang führte. Dennoch eine tolle Tour.